In Osterwald, Emlichheim und einigen anderen Gemeinden in der Grafschaft Bentheim sieht man manchmal merkwürdige Geräte auf den Wiesen, die sich auf und ab bewegen. Es sind Tiefpumpen, die hier Erdöl aus dem Boden fördern. Weil sie ein wenig an Pferdeköpfe erinnern, nennt man sie manchmal auch Pferdekopfpumpen.
Das Öl liegt in einer Tiefe von 700 bis 900 Metern. Da unten ist es in einer Schicht aus Bentheimer Sandstein gespeichert. Von Esche bis nach Lingen reicht die Lagerstätte, aber nur an wenigen Stellen lohnt es sich, das Öl zu fördern.
Im Mai 1943 wurde hier zum ersten Mal nach Erdöl gebohrt. Am Anfang stand das Öl in der Tiefe unter hohem Druck, so dass es von selbst durch die Bohrlöcher hoch gepresst wurde. Der Druck ließ mit der Zeit nach und es mussten immer mehr Pumpen in Betrieb genommen werden. Der Druck wurde außerdem durch das Einpressen von Gas und Wasser erhöht. Man geht davon aus, dass in der Grafschaft Bentheim bis zum Jahr 2035 Erdöl gefördert werden kann.
In den ersten Jahren wurde das geförderte Öl mit Tankwagen zum Bahnhof nach Veldhausen gebracht und von dort aus mit der Bentheimer Eisenbahn weiter transportiert. Schließlich wurde ein eigener Bahnhof gebaut, den man seitdem Ölbahnhof nennt. Seit dem Jahr 2021 wird jedoch kein Öl mehr mit der Eisenbahn befördert.
Im Jahr 1953 wurde eine lange Rohrleitung in Betrieb genommen. Diese Pipeline befördert das Erdöl bis heute zu einer Raffinerie in Lingen-Holthausen, wo es weiter verarbeitet wird. Auch aus anderen Gegenden wird Öl nach Holthausen gepumpt.
In Osterwald gibt es ein kleines Museum, das über die Förderung von Öl informiert. Der Gründer des Museums hat viele Modelle selbst gebaut. Einige können sich sogar mechanisch bewegen. Auf Informationstafeln kann man nachlesen, wie Erdöl entstanden ist, wozu Ventile bei einer Erdöl- oder Erdgasbohrung benötigt werden oder wie nach Erdöl gesucht wird. Eine Karte zeigt, wo in der Grafschaft Bentheim und in angrenzenden Gebieten Erdöl und Erdgas vorkommt. Man kann Modelle von Erdölpumpen und verschiedene Arten von Rohöl besichtigen. Auch die Raffinerien Holthausen und Salzbergen werden vorgestellt.
Außerdem informieren Wandtafeln über zwei große Erdölausbrüche in Osterwald. Im Jahr 1957 gab es einen Gasausbruch bei einer Förderbohrung. Zehn Meter hohe Ölfontänen schossen danach ununterbrochen aus dem Boden. In der Nähe der Ausbruchsstelle entstanden bis zu 20 Meter lange Risse in der Erdoberfläche. Ein benachbarter Bauernhof musste geräumt werden. Es dauerte neun Tage, bis die Ölfontäne wieder verschwunden war.
Im Jahr 1967 gab es einen erneuten Ölausbruch. Häuser wurden beschädigt und große Mengen an zähflüssigem Erdöl gelangten an die Oberfläche. Es dauerte mehrere Wochen, bis der Ausbruch gestoppt und das ausgetretene Öl beseitigt waren.